20.12.2017

Mein Wunschzettel für das Christkind

Liebes Christkind,

alle Jahre schreibe ich auf, was ich mir zu Weihnachten wünsche. Natürlich kannst Du mir nicht alle Wünsche erfüllen; das erwarte ich auch nicht. Aber irgendwie ist es schön, einfach einmal aufzuschreiben, was man so alles gerne hätte. Ist irgendwie ein schönes Gefühl und träumen darf man ja.

Mit dem Wünschen ist da so eine Sache. Früher, als nicht alles besser, aber manches anders war, wünschten wir Kinder uns natürlich viel Spielzeug. Aber unterm Christbaum lagen dann hauptsächlich „praktische“ Sachen wie Handschuhe oder eine Pudelmütze. Spielsachen gab es auch, aber nicht allzu viele. Wahrscheinlich ist es uns sogar ganz gut bekommen, dass uns nicht jeder Wunsch erfüllt wurde. Nicht, weil unsere Eltern es uns nicht gegönnt hätten; nein, sie konnten sich Geschenkorgien, wie sie heute gang und gäbe sind, einfach nicht leisten.

Mein Wunschzettel beschränkt sich in diesem Jahr auch auf „Praktisches“, ja eigentlich auf Selbstverständliches. Wahrscheinlich würde mir ein Psychologe nach Analyse der Liste ein gewisses Maß an Altruismus attestieren, weil von der Erfüllung meiner Wünsche auch meine Mitmenschen und Mitbürger etwas hätten. Bitte verstehe mich nicht falsch: Ich will mich bei Dir keinesfalls als Gutmensch einschleichen. Meine Liste orientiert sich allein an meinen eigenen Vorstellungen und Vorlieben. Ein eventueller damit verbundener Kollateral-Nutzen für andere ist nicht mein Ziel, würde mich aber auch nicht stören.

Hier also meine zugegebenermaßen sehr politische Wunschliste. Ich wünsche mir zum Fest

 

- Parteien, die nicht nur gewählt werden, sondern auch gestalten wollen;

- Politiker, die kapieren, dass die Demokratie auf Kompromissen beruht und nicht auf der Verabsolutierung der eigenen Vorstellungen;

- ein Wahlrecht, das so einfach ist, dass selbst Bundestagsabgeordnete es den Wählerinnen und Wählern erklären können;

- Abgeordneten-Diäten, die sich daran orientieren, was der einzelne Abgeordnete vor seiner Wahl verdient hat; (machte das Mandat für Bafög-Empfänger oder Lehrer finanziell unattraktiv);

- die Zwangsmitgliedschaft von Politikern in der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung, damit sie die Auswirkungen ihrer Beschlüsse nachvollziehen können;

- ein Steuerrecht, das so einfach und logisch ist, dass interessierte Steuerzahler es auch verstehen können;

- eine Zuwanderungspolitik, die sich daran orientiert, was unserem Land nützt;

- eine Flüchtlingspolitik, die denen hilft, die vor Verfolgung und Krieg geflohen sind, nicht denen, die nur den deutschen Sozialstaat gut finden;

- eine Regierung, die sich nicht ständig neue Gesetze ausdenkt, sondern ganz einfach die bestehenden anwendet, zum Beispiel Paragraf 18 (2) Asylgesetz.*

- öffentlich-rechtliche Medien, die sich als Beobachter der Politik verstehen, nicht als politische Akteure;

- Fernseh-Moderatoren, die moderieren und nicht politisch agitieren;

- ein Gesundheitssystem, das allen Bürgern die freie Wahl lässt zwischen teuren Vollkasko-Tarifen und billigeren Tarifen mit Eigenbeteiligung;

- eine deutliche Anhebung der Vergütungen für Berufsgruppen, von denen wir alle abhängen: Polizisten und Rettungskräfte, Kranken- und Altenpfleger; diese Männer und Frauen müssen uns mehr Geld wert sein als derzeit;

- eine Erbschaftssteuerreform, die Schluss macht mit der einseitigen Begünstigung von Firmenerben;

- Ganztags-Gymnasien in Gegenden mit hohem Anteil bildungsferner Familien;

- mehr Bürger, die sich politisch engagieren, statt nur besserwisserisch auf der Tribüne zu sitzen;

- und nicht zuletzt, dass wir Weihnachten, Ostern und alle anderen traditionellen Feste nach unseren Vorstellungen feiern können – ohne falsche Rücksichtnahme auf intolerante, fanatische Zuwanderer. 


Liebes Christkind,

ich höre hier mal auf. Klingt ohnehin ziemlich unverschämt, dass ich so vieles möchte. Aber wie gesagt: Einfach zu träumen, wie das Leben sein könnte, ist doch auch was Schönes. Also: Ich bin nicht enttäuscht, wenn nicht alle meine Wünsche in Erfüllung gehen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und wann, wenn nicht an Weihnachten, ist Hoffnung angesagt (auch wenn viele Feier-Biester das längst vergessen oder nie erfahren haben)?

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

*) „Dem Ausländer ist die Einreise zu verweigern, wenn 1. er aus einem sicheren Drittstaat (§ 26a) einreist, 2. Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass ein anderer Staat auf Grund von Rechtsvorschriften der Europäischen Gemeinschaft oder eines völkerrechtlichen Vertrages für die Durchführung des Asylverfahrens zuständig ist und ein Auf- oder Wiederaufnahmeverfahren eingeleitet wird (…).“

Veröffentlicht auf www.tichyseinblick.de am 20. Dezember 2017.


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