Presse

19.01.2015 | Wiesbadener Tagblatt

Distanz zur Politik

IDSTEIN - „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.“ Der provokante Satz taugt für den bekannten Publizisten Hugo Müller-Vogg auch zum Buchtitel, nämlich seines neuesten Werkes, das sich mit der Politik der derzeitig in Berlin regierenden Großen Koalition auseinandersetzt – und ihr auf zahlreichen Gebieten schlechte Noten erteilt. Jetzt präsentierte der promovierte Volkswirt und Journalist, der jahrelang auch als Mitherausgeber Verantwortung bei der FAZ trug, sein Buch im Gerberhaus.

Anstelle einer klassischen Lesung gab es ein Gespräch über Themen seiner Denkschrift. Karin Eichel vom Arbeitskreis Literatur des Idsteiner Kulturringes übernahm die Rolle der Gastgeberin und versuchte eines um das andere Mal mehr oder weniger vergeblich, ihren Talkshow-erfahrenen Gast zu provozieren.

Logische Folgerung

Dass der Titel seines Buches Zitat eines erzkonservativen Monarchisten aus der Zeit der französischen Revolution sein solle, ficht den erfahrenen Medien-Mann nicht an. Für ihn ist er gewissermaßen die logische Folgerung der repräsentativen Demokratie. Und er attestiert den Deutschen einen Hang zur Konsens-Sucht, der sich vor allen Dingen in der Favorisierung einer großen Koalition ausdrücke.

Dass die Regierung dann aus dieser Position der Stärke nicht mehr gestalte als die Abarbeitung des Koalitionsvertrages, das wirft er den politisch Handelnden ebenso vor wie das ständige Sich-Abhängig-Machen von den Ergebnissen der Demoskopie. Angesprochen auf die weit verbreitete Wahlmüdigkeit unter deutschen Wahlberechtigten, kann er eine Alternativlosigkeit keineswegs feststellen. Vielmehr sieht er in der Tatsache, dass nur verhältnismäßig wenige vom Wahlrecht Gebrauch machen, neben einer Distanz zur Politik auch ein Indiz für eine gewisse Grundzufriedenheit und er räumt auch auf mit dem in den Medien weit verbreiteten Vorurteil, dass eine Große Koalition die Demokratie beschädige: „Ich halte unsere Demokratie für sehr robust.“

Portion Sarkasmus

Zuwanderung und Integration, Verteilungsfragen, Demografie, Infrastruktur und Energiepolitik – das sind die Felder, auf denen Hugo Müller-Vogg künftig die größten Probleme und Konfrontationen zu lösen sieht. Und er überzieht die Themen, auf denen die Große Koalition bisher Aktivität gezeigt hat, bisweilen mit einer gehörigen Portion Sarkasmus.

Auch dem Mindestlohn, so wie er eingeführt wurde, erteilt er eine klare Absage. Energiepolitik, wirtschaftliche Entwicklung, fehlende Investitionen und eine zunehmend marode werdende Infrastruktur – diese derzeit seiner Ansicht nach vernachlässigten Themenfelder sind für Müller-Vogg in Zukunft von hoher Brisanz.

Quelle: Wiesbadener Tagblatt – Rhein-Main-Presse vom 19. Januar 2015



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