23.10.2019 | Taunus Zeitung

Saumagen, wie Helmut Kohl ihn liebte

Bad Homburg. Das lassen sich seine Gäste aus Politik und Wirtschaft nicht nehmen: Publizist Hugo Müller-Vogg lud zum 29. Saumagen-Essen in die Orangerie ein.

"Deutschland hat Hemmungen, etwas Positives zu feiern." Dieser Ansicht ist der Publizist und frühere FAZ-Herausgeber Hugo Müller-Vogg. Konkret bezieht er seine Aussage auf den Tag der Deutschen Einheit. Seine Frau Ulrike und er wollten dem entgegentreten und luden 1991 erstmals zu einer Feier ein, in der das historische Ereignis gewürdigt wird. Daraus habe sich eine Tradition entwickelt, sagt Müller-Vogg.

Zum 29. Saumagen-Essen empfing das in Bad Homburg beheimatete Ehepaar jetzt rund 70 Gäste in der Orangerie, darunter Vertreter aus Medien, Wirtschaft und Politik. Außer Ministerpräsident Volker Bouffier, Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts (alle CDU), und Helmut Markwort, Focus-Gründer und Mitglied des bayerischen Landtags (FDP), ließen sich auch Hessens Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) sowie die Vizepräsidentin des Europa-Parlaments, Nicola Beer (FDP), und einige Vertreter der Bankenwelt das Saumagen-Essen nicht nehmen. Es finde stets zwischen dem 3. Oktober und 9. November statt, wie Müller-Vogg sagt.

Das Essen kommt immer aus Wachenheim. Die dortige Metzgerei Hambel versorgte schon Helmut Kohls (CDU) Staatsgäste. Mit der Veranstaltung will Müller-Vogg auch den Kanzler der Einheit würdigen. "Dass wir Saumagen servieren, war und ist ein Gag: Saumagen wurde ja immer mit dem Pfälzer Kohl in Verbindung gebracht, aber nördlich des Mains wusste kaum jemand, was das ist", erzählt Müller-Vogg. "So kamen wir auf die Idee: Wenn wir zu Ehren Kohls essen, dann halt Saumagen. Viele Gäste waren skeptisch, fragten, ob es auch was anderes gebe. Aber inzwischen sind sie alle zu Saumagen-Fans geworden."

Kohl selbst sei auch ein paar Mal dabei gewesen. Müller-Vogg, der selbst aus Mannheim kommt, kannte schon den jungen Helmut Kohl. "Der Kontakt wurde viel enger, als ich 1988 FAZ-Herausgeber wurde. Da habe ich viele Interviews mit ihm geführt und ihn häufig auf Auslandsreisen begleitet", erzählt Müller-Vogg. Als Kohls bleibendes Verdienst sieht er an, dass dieser 1989/90 die einmalige Chance zur Einheit erkannt und ergriffen habe. "Wäre damals Lafontaine Kanzler gewesen, wäre es niemals zur Einheit gekommen", ist der Publizist überzeugt. "Kohl war aber auch ein großer Europäer und hat bleibende Verdienste um die EU."

In der Orangerie empfing Müller-Vogg zum vierten Mal, zuvor 18 Jahre lang in der Kartoffelküche. Mit der Veranstaltung ist ein guter Zweck verbunden. Die Gäste spendeten für die "Tuberöse Sklerose-Stiftung". "Es kamen 18 000 Euro zusammen", sagt Müller-Vogg. Dass es auch im nächsten Jahr ein Saumagen-Essen geben wird, steht für ihn außer Frage. Die 30. Veranstaltung solle eine besondere werden.

(Quelle: „Taunus Zeitung“ vom 23. Oktober 2019)