11.10.2016 | Berliner Zeitung

Erst lachen, dann denken

Das Prinzip, das die "heute- show" sich zunutze macht, entspricht dem, das die US-Zeichentrickserie "Die Simpsons" zum Welterfolg geführt hat: in ein und derselben Sendung unterschiedlichen Zielgruppen Angebote zu machen. (…)

Auch die "heute-show" setzt neben aufklärerischen Stücken auf simplen, kalauerhaften Humor. Etwa wenn es zum österreichischen Präsidentschaftskandidaten der Grünen, Alexander van der Bellen, heißt: "Grüne, die Van der Bellen heißen, beißen nicht." Oder, wenn gezeigt wird, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) aus Versehen "Mein kollegischer Schwede" sagt. Besonders die FDP musste zahlreiche Witze über sich ergehen lassen.

Hat also der konservative Publizist Hugo Müller-Vogg recht, wenn er beklagt, die Sendung verstärke die Politikverdrossenheit, da Politiker als "eine Ansammlung von Volltrotteln" dargestellt würden? Gäbler kontert. Die Sendung balanciere solche Scherze aus, indem sie auch Kalauer auf Kosten von Moderator Welke einbaue. Zudem gehe es nie gegen die Politiker an sich, sondern um einzelne Personen oder um konkrete Sachverhalte. Vielleicht ärgert sich Müller-Vogg ohnehin mehr über den eher linksliberalen Charakter der Show.

Gäbler sieht keinen Beitrag zur Politikverdrossenheit. Der Autor hofft vielmehr, dass sich mithilfe der populären Sendung mehr Menschen für Politik interessieren lassen. Anders ausgedrückt: Lachen als Einstiegsdroge fürs Denken. Damit erreicht man selbst Teenager. Warum also nicht gleich Clips aus der "heute-show" auch Schülern im Unterricht zeigen, fragt Gäbler. (…)

(Quelle: Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau, jeweils vom 11.10.2016)